"Olympic Entry arrives here on freighter"

1936

Das Atlantikrennen

Das Atlantikrennen 1936 war ursprünglich als Zubringer-Regatta für die Olympischen Spiele geplant gewesen. Allerdings warf damals schon der Zweite Weltkrieg seine Schatten voraus. Mehr oder weniger offen boykottierten einige Nationen das Rennen, von dem sie fürchteten, daß es vom Gastgeberland der Olympischen Spiele zu Propagandazwecken mißbraucht werden könnte.
Der Jahresbericht der Jahre 1935/36 des ASV zu Danzig gibt wieder Auskunft über die Geschehnisse rings um das Rennen.

Der Peter von Danzig wurde von der Crew nach Kiel gesegelt. Im Schlepp ging es dann durch den Nord-Ostsee-Kanal. In Hamburg wurde das Schiff auf den amerikanischen Frachter Capulin verladen damit man rechtzeitig zum Start in Amerika war. Auf dieser Huckepack-Überfahrt wurden noch die letzten Arbeiten am Schiff erledigt.

Sprott und Bax spachtelten zuerst das Unterwasserschiff, eine unterbrochene Arbeit von 4-5 Tagen für uns zwei. Amigo übernahm die restlichen Tischlerarbeiten, wie Einbauen von Borden und Schränken, wofür wir das Holz z.T. zugeschnitten mit auf die Reise bekamen, das Abhobeln der Türen, die noch klemmten, sowie der Bodenbretter. Wojan beschäftigte sich mit seinem Bootsmannsladen und den Spieren. Vetter und Böhlke begannen mit Malen und Lackieren an Decksaufbauten und Innenschiff. Böhlke übte außerdem noch 2-3 Stunden täglich bei dem Funker der Capulin, James C. Shaw, mit dem wir bald wie mit allen Offizieren und Mannschaften des Dampfers in besten Beziehungen standen. [...]

Unser Tag verläuft etwa folgendermaßen: 7 Uhr aufstehen, 8 Uhr Frühstück, 8,30 bis 13 Uhr Arbeit an Bord, dann schnell waschen und blauen Anzug an, Shawl um und zum Mittagessen, dann kann jeder tun und lassen, was er will. Unsere wenigen Bordbücher, für Flautentage bestimmt, werden gelesen. Oder man macht sich an die nautischen Bücher heran, geht rauf auf die Brücke, sieht in die Karten und Loggbuch ein, hält einen schwierigen, zum Schluß schon recht flüssigen speach mit dem wachhabenden Offizier. Man trinkt beim Ersten eine Tasse Kaffee oder beim Chief-Ingeneer, Mr. Wise, einen Cocktail. Wir sitzen mittschiffs mit Ms. Porter zusammen und singen. Oder wir feiern im Salon des Peter ein kleines Fest. Eins feierten wir zur Begrüßung, eins am 2. Juni zum Abschied, etwa einen Tag, bevor wir die Küste Amerikas in Sicht bekamen. Den Kapitän, die Offiziere, Ingenieure und Funker sowie Ms. Porter hatten wir dazu eingeladen. Es wurde lustig, mit Dankesrede unsererseits und Gegenrede durch Mr. Wise, mit Gesang auf deutsch zuerst, dann auf englisch. I hope you will win the race! sagten unsere Gäste. Und sie meinten es ehrlich. Uns allen unverständlich, daß sie als Amerikaner uns Deutsche siegen lassen wollten! Aber sie dachten eben rein als Sportsleute.

Die Crew hatte praktisch keinerlei Devisen zur Verfügung und die letzten notwendigen Arbeiten in Amerika konnten nur mit großen Schwierigkeiten bewältigt werden. Es blieb trotzdem noch einige Zeit für die Crew, etwas von Land und Leuten zu sehen. Ganz im Tenor jener Zeit wird darüber auch berichtet: Besondere Eindrücke haben wir in dieser Stadt nicht gehabt. Was uns aber sofort auffiel, hier wie später auch anderswo, war die große Anzahl der Kraftwagen, der prächtig bemalten Frauen, sowie von Juden und Negern.

Der erste Teil der Regatta führte von Newport nach Bermuda. Der PvD war zum erstenmal auf dem Atlantik und bekam gleich das passende Wetter. Ein großes Tiefdruckgebiet brachte reichlich Wind und der "Peter” lief als 14. Boot seiner Klasse die Bermudas an.

Am 4. Juli startete dann die Regatta Bermuda - Cuxhaven. Der PvD wählte einen etwas mehr nördlich verlaufenden Kurs, von dem man sich mehr Unterstützung vom Golfstrom und bessere Windverhältnisse erhoffte.

Für unseren nördlicheren Kurs sprachen beim Start noch zwei weitere Gründe: 1. mit unserem schweren Eisenschiff konnten wir der leichteren Konkurrenz bei flauen Winden wahrscheinlich auf die Dauer doch nicht standhalten, wenn auch der Peter während der ersten beiden Tage der Bermuda-Regatta sich blendend gehalten hatte. Jedenfalls fühlten wir uns in den nördlich zu erwartenden Winden konkurrenzfähiger. 2. Man soll sich an den Konkurrenten hängen ...

Es kam jedoch anders: Der Peter hing in flauen Winden fest, während die Schiffe, die eine südlichere Route gewählt hatten, von kräftigen achterlichen Winden über den Atlantik westwärts geschoben wurden. Auch dem Versuch, mit einem Kurs nördlich um Schottland herum der Konkurrenz doch noch davon zu segeln, war kein Erfolg beschieden.

Wir standen noch ca. 300 Meilen westlich von den Hebriden, gute 1½ Tage weiter so und wir haben es geschafft. Aber da flaute plötzlich der Westwind ab und es setzte sich wieder SSO-Wind durch. Und am Abend dieses Tages fingen wir den Funkspruch der Bremen auf, die den Roland 50 Meilen westlich von den Scilly’s passiert hatte. Jetzt ging es auf die Probe. Und wir bestanden die Probe nicht. Die SSO-Winde hatten am 22. Juli immer mehr aufgefrischt, wurden dabei auch langsam vorlicher, drehten auf SO, dann OSO, wir konnten schon nicht mehr unsern Kurs anliegen. Gegen Abend hatten wir 8 Windstärken fast gegenan, und da kam auch die Wetterkarte. Wieder hatte sich in kurzer Zeit eine Hochdruckbrücke über England vor uns gelegt, und das nach Norden ziehende Tief war gegen alle Erwartung zurückgekehrt und nach Süden gezogen und lag nun mit seinem Kern ca. 50 Meilen südlich von uns, langsam ostziehend. Der Roland hatte westliche Winde in reichlichen Stärken und wir die gleichen Stärken aber gegenan. Es war alles verloren!

Es war allerlei los damals, aber für uns war der schwerste Tag doch dieser 22. Juli, als wir abends mit über 8 Windstärken gegenan beidrehten und das Radio uns doppelt die untrügliche Gewißheit brachte, daß wir restlos geschlagen waren. Zweimal hatten sich in ganz kurzen Stunden unsere nicht ungünstigen Stellungen in absolut hoffnungslose verwandelt.

Der Peter von Danzig beendet als sechstes von neun gestarteten Booten die Regatta Bermuda - Cuxhaven am Vormittag des 31. Juli. 3952 Seemeilen wurden mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6,2 kn zurückgelegt.