1936

Der Peter wird gebaut

In 52 Tagen wird in Danzig eine Yawl nach einem Grundriß von Henry Gruber gebaut. Schiffbaustudenten des Akademischen Seglervereins zu Danzig helfen tatkräftig mit. Sie wird am 2.5.1936 zu Wasser gelassen und auf den Namen Peter von Danzig getauft.

Freilich ging das nicht ohne Probleme. Da der Peter die Transatlantikregatta mitsegeln sollte, war die Zeit für den Neubau sehr knapp bemesssen und auch die Materialbeschaffung war alles andere als einfach. Der Jahresbericht der Jahre 1935 und 1936 des ASV zu Danzig gibt darüber Auskunft.

Jahresbericht ASV zu Danzig

Es Ende Februar geworden, Mitte Mai sollten die letzten deutschen Boote mit den letzten möglichen Schiffen nach Amerika verfrachtet werden. Ein guter Kaufmann, der unseren damals zur Verfügung stehenden Finanzplan gesehen hätte, wäre in Ohnmacht gefallen.

Der Neubau sollte bei der Danziger Werft in Auftrag gegeben werden. Allerdings bedurfte es einiger Überredungskunst: Wieviel? 2 Monate Bauzeit! Ausgeschlossen! Es ist zu bedenken, daß die Danziger Werft über Erfahrung im Yachtbau nicht verfügt.

Schließlich siegten Idealismus und Zuversicht: Die nun auftauchende Schwierigkeiten ahnten wir nur. Hätten wir genau darüber bescheid gewußt, dann hätte uns wohl doch der Mut gefehlt, den Bau durchzuführen.

So bekam die Werft zunächst einen Linienriß und einige Spantaufmaße, und der Schnürboden fing an zu arbeiten. In der Anfertigung der Werkzeichnungen hat uns bekanntlich Prof. Lienau in rührender liebevoller Mitarbeit aus einer größeren Pleite gerettet. Die Jacht- und Bootswerft Burmester Bremen sicherte uns zum 20. April 1936 die Anlieferung der Masten und Spieren und sämtlicher Beschläge an Deck und an den Masten und Spieren einschließlich laufenden und stehenden Gutes zu. Und die Danziger Werft erklärte sich mit dem 6. Mai als Ablieferungstag für das seeklare Schiff einverstanden, allerdings unter gewissen Einschränkungen wie die erwähnte Materialklausel und die Voraussetzung der rechtzeitigen Lieferung der Beschläge und Takelage.

Dieser Zeitpunkt war für uns schon der alleräußerste, da günstigenfalls Ende Mai in Hamburg verladen werden mußte, um überhaupt rechtzeitig zu den Regatten zu kommen. So war also eines Tages der Neubau ins Rollen gekommen und es war nun unsere Aufgabe, die Bewegung aufrechtzuerhalten und die ständig auftauchenden Hindernisse immer rechtzeitig aus dem Weg zu räumen. Es war klar, wenn die Bewegung einmal ins Stocken geriet, war viel, vielleicht alles verloren.

Die Hauptarbeit nach der Auftragserteilung war zunächst die rechtzeitige Beschaffung der Werkzeichnungen. Zwischen dem Lienau-Büro und der Werft war ein Plan für die Lieferung der einzelnen Zeichnungen aufgestellt worden, mit dessen Einhaltung ebenfalls die pünktliche Ablieferung des Baues verbunden war. Und diese Zeiten waren verdammt knapp! Das Büro, welches auf der Hochschule arbeitete, hatte zur Verfügung die Risse des Neubaues, die Eisenzeichnungen der Ellide III als Muster und später noch eine Zeichnung der Aufbauten des "Roland von Bremen". Einige Bücher über Jachtbau, für deren Lektüre aber gar keine Zeit war, belebten die knappen Unterlagen. Erfahrung gleich null.

In kürzester Zeit haben sich Prof. Lienau und die Konstrukteure, alles Studenten mittlerer Semesterzahl, erfolgreich in ihre Aufgabe eingearbeitet. Und alle Erwartungen wurden übertroffen. Die Zeiten konnten tatsächlich gehalten werden, und die Ausführung ließ nichts zu wünschen übrig. Kleinere Schwierigkeiten, wie z.B. die entfernte Lage des Büros zur Werft und die 10 Uhr abends sich schließenden Pforten der Technischen Hochschule wurden mit Hilfe eines alten Motorrades und eines Satzes Schlüssel behoben.